Orly Zailer
AHNEN. Neue Portraits
Fotografie

Austellung
BTV Stadtforum in Innsbruck
03.04.2019 bis 13.07.2019

Öffnungszeiten der Galerie
Montag bis Freitag 11.00 - 18.00
Samstag 11.00 - 15.00 Uhr
Austellung
BTV Stadtforum in Innsbruck
03.04.2019 bis 13.07.2019

Öffnungszeiten der Galerie
Montag bis Freitag 11.00 - 18.00
Samstag 11.00 - 15.00 Uhr

Wieder Holungen

Die israelische Fotografin Orly Zailer stellt Aufnahmen aus Familienalben mit den Nachfahren der Dargestellten möglichst exakt nach. Rekonstruktionen jahrzehntealter Fotografien mit Töchtern oder Söhnen, Enkel- oder Urenkelkindern, die für einen kurzen Moment in die Rolle ihrer Ahnen schlüpfen. Das Ergebnis sind Aufnahmen vermeintlicher Doppelgängerschaften mit einer fast magischen Ausstrahlung.

Wir alle haben Erfahrungen mit Familienähnlichkeiten. Wie oft hören Kinder, dass sie dem Onkel im selben Alter wie aus dem Gesicht geschnitten seien, dass man eher der Mutterlinie gleiche als jener des Vaters, Augen und Hände habe wie eine Tante… oder dass man merkwürdigerweise gar niemandem in der Sippe gleiche. Die Fotografien von Orly Zailer halten etwas fest, das uns im Alltag nur flüchtig berührt, kurze Irritationen, die wir nicht weiterverfolgen: die meist amüsierte Bemerkung einer Verwandten, die Begegnung mit Verwandten bei einem Familienfest, ein überraschter Blick in ein Fotoalbum…

Das Vage wird zum Offensichtlichen. Aus einer Ahnung wird eine Offenbarung mit der verblüffenden Evidenz, wie nur die Fotografie sie leisten kann. Diese Werkserie von Orly Zailer spannt einen komplexen Diskurs über Identität und Erinnerung auf, der über den Moment des Staunens vor den zwei Bildern ganz selbstverständlich Fragen zum Verhältnis von Natur und Kultur, Individuum und Gesellschaft thematisiert.

© Orly Zailer

Neue Porträts in Tirol und Vorarlberg

Orly Zailer startete diese Werkserie 2012 mit Fotografien aus dem eigenen Familienalbum, mit Bildern von Freunden und Nachbarn. In Europa wurde die Arbeit bisher in London gezeigt. Auf dem Kontinent waren ihre Porträts noch nie zu sehen. Im Rahmen von INN SITU wurde die Künstlerin eingeladen, diese Arbeit erstmals außerhalb von Israel fortzusetzen und im BTV Stadtforum umfassend zu zeigen.

Nach einem öffentlichen Aufruf in Tirol und Vorarlberg, bei diesem Projekt mitzumachen, begann sich eine Vielzahl von Familien mit dem Thema zu beschäftigen. Aus ihren Einsendungen wählte die Fotografin Bilder aus deren Fotoalben aus und sie lernte die Nachfahren in zahlreichen Begegnungen persönlich kennen. In einem aufwendigen Prozess wurden im Laufe von rund zehn Monaten Aufnahmeorte gesucht und gefunden, Kleidungsstücke, Mobiliar und Gegenstände auf den historischen Aufnahmen akribisch recherchiert.

Der dabei geführte Diskurs in den Familien, die Auseinandersetzungen mit dem eigenen Gewordensein, die unwiederholbaren Momente, in denen sich etwa eine Tochter für einen kurzen Moment in das Bild ihrer Großmutter verwandelt, sind die unsichtbare soziale Plastik, die in der Ausstellung wirkt.

Im Rahmen von INN SITU sind 20 neue Arbeiten in der Region entstanden.

Orly Zailer

(geb. 1982 in Israel) studierte von 2004 bis 2008 an der NB Haifa School of Design Fotografie sowie von 2011 bis 2012 am Goldsmiths College der University of London (Master of Arts). Von 2015-2017 absolvierte sie eine Ausbildung in Foto-Therapie an der Musrara School of Art.

Ausstellungen in London, Tel Aviv, Toronto oder Bogotá. Ihre hier publizierte Werkserie mit dem englischsprachigen Titel »The Time Elapsed Between Two Frames« (seit 2012) stieß international auf außergewöhnliche Resonanz. Im deutschsprachigen Raum wurde u. a. eine Dokumentation auf ARTE und 3sat gezeigt, Medien wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel oder Die Welt berichteten über ihre Porträtarbeiten. Orly Zailer lebt und arbeitet im Kibbuz Maoz Haim in Israel.

Einzelausstelllungen bisher:

  • Orly Zailer, AHNEN. Neue Porträts: BTV Stadtforum, FO.KU.S | Innsbruck | 2019
  • On Yoske’s Chair: Solo Exhibition in Ha’Kibbutz Israeli Art Gallery | Tel Aviv | 2015

Gruppenausstellungen und Festivals bisher:

  • Movement – Urban Photographers: Bogotá Arte Contemporáneo | Bogotá | 2015
  • Regeneration: Doinel Gallery | London | 2014
  • Movement – Association of Urban Photographers: Silverprint Gallery | London | 2014
  • Regenerating Capital: Roca Gallery | London | 2014
  • Toronto Urban Photography Festival: 2nd place winner | Toronto | 2014
  • Crossing Lines: The Greenwich Gallery | London | 2013
  • Surface of Self: Photofusion Gallery | London | 2013
  • Urban Photography Festival: London | 2013
  • Third Effect group Exhibition: Foto8 Gallery | London | 2012
  • Home – A Collaborative Exhibition: Linear House | London | 2012
  • Photomonth: East London Photography Festival | 2012
  • Urban Photography Festival: London | 2012
  • Wizo Academy Graduation Exhibition: Haifa | 2008

Die Künstlerin dankt für die Unterstützung bei der Organisation der Foto-Shootings in Tirol und Vorarlberg Silvia Martin, Elisabeth Bittenauer, Anja Strumpf sowie folgenden Unternehmen für Leihgaben, unterstützende Arbeiten und für das Zurverfügungstellen von Locations:

ZEIT SPRUNG
Musik

05. April 2019, 19.00 Uhr
Konzertformat von Walter Rumer
für AHNEN. Neue Porträts Musik des 17. Jahrhunderts, Improvisation und neue Musik der Gegenwart.
05. April 2019, 19.00 Uhr
Konzertformat von Walter Rumer
für AHNEN. Neue Porträts Musik des 17. Jahrhunderts, Improvisation und neue Musik der Gegenwart.

Musik des 17. Jahrhunderts, Improvisation und neue Musik der Gegenwart von und mit Anne Marie Dragosits (Cembalo), Claudia Norz (Geige), Walter Rumer (Kontrabass), Midori Seiler (Geige) und Christian Wegscheider (Klavier). Konzertdesign: Folkert Uhde.

Walter Rumer: »Angeregt durch Orly Zailers Arbeit greife ich in meiner Programmgestaltung zur Arbeitstechnik des thematischen Gegenüberstellens. Und wie auch bei der Fotografin ist Innsbruck – in situ –  Ort des Geschehens.

Mit Musik des 17. Jahrhunderts und Musik der Gegenwart versucht das Ensemble einen Bezug zum Werk der Künstlerin herzustellen und diesen dann in eigener Sprache auf mannigfaltige Art und Weise fortzuspinnen.

Die Toccata als formgebende Gestalt eignet sich ideal als Trägerin musikalischer Ideen. Durch ihren improvisatorischen Charakter und harmonischen Wagemut ist sie zweifellos Botschafterin antiker wie moderner Tonkunst. Unberechenbar, wie Toccaten nun mal sind, wagen sie den Dialog mit dem Unbekannten. Dabei sind die musikalischen Bilder von damals und heute von frappierender Ähnlichkeit. Tritt gegenwärtige Tonkunst in Erscheinung, gebärdet sie sich nachahmend, mimt deren Pose, kommentiert und improvisiert.

In den musikalischen Porträts der frühen Barockzeit zeigt sich Affektiertes mal schlicht imitierend, mal lieblich variierend. Bilder des Schönen und des Einfachen tauchen auf und suchen ihresgleichen. Wieselflinke Tiraden in beeindruckend virtuosem Gestus treten in Erscheinung, verselbstständigen sich und finden sich kurzerhand im Kleide heutigen Zeitgeistes wieder. Man glaubt Gleiches und Unterschiedliches zu erkennen und ab und an eilt ein moralisierend wertender Gedanke vorüber und verliert sich – welch Glück – im Gegenüber.«

Mitwirkende:

© Die Fotografen

Walter Rumer

ist Kontrabassist des Ensembles »Akademie für Alte Musik Berlin« (Akamus), das heute zur Weltspitze der historisch informiert spielenden Kammerorchester gehört. Ob in New York oder Tokyo, London oder Buenos Aires, mit Akamus ist er ständiger und viel gefragter Gast auf den wichtigsten europäischen und internationalen Konzertpodien. Walter Rumer unterrichtet am Mozarteum Salzburg und leitet die Kontrabassklasse des Tiroler Landeskonservatoriums. Mit einem erlesenen Ensemble international renommierter Solistinnen und Solisten gestaltet er einen Dialog zwischen Barockmusik, zeitgenössischer Komposition und Jazz-Improvisation.

© Anne-Marie Dragosits

Anne Marie Dragosits

Die in Tirol aufgewachsene Cembalistin Anne Marie Dragosits führt als Solistin und begehrte Continuospielerin ein reiches internationales Konzertleben. Sie spielt regelmäßig mit Ensembles und Orchestern wie vivante, Barucco, Barocksolisten München, L’Orfeo Barockorchester, L’Arcadia oder Musica Alchemica.

© Claudia Norz

Claudia Norz

studierte Barockgeige und lebt als freischaffende Musikerin in England. Sie konzertiert regelmäßig mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment und Classical Opera und ist Gründungsmitglied des Ensembles Klingzeug, mit dem sie u. a. bei den Innsbrucker Festwochen und Jeunesse Österreich auftrat. Seit 2014  unterrichtet sie Historische Musizierpraxis am Tiroler Landeskonservatorium.

© Maike Helbig

Midori Seiler

Midori Seiler ist Mitglied der Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus). Mit der Akamus sowie mit Anima Eterna, dem Orchester des belgischen Hammerflügelspezialisten Jos van Immerseel, hat Seiler Violinkonzerte des barocken und klassischen Repertoires in der Wigmore Hall London, dem Concertgebouw Amsterdam, dem Musikvereinssaal in Wien und vielen anderen europäischen Städten gespielt. Sie ist Professorin für Barockvioline und -viola an der Hochschule für Musik Weimar.

© Steve Haider

Christian Wegscheider

Christian Wegscheider studierte Jazzklavier an der Kunstuniversität Graz. 1993 Österreichisches Staatsstipendium für Jazz. Internationale Konzerttätigkeit und Veröffentlichung Dutzender Alben als Bandleiter und gefragter Sideman. Auftragskompositionen für die Symphonieorchester Luzern und Tirol, Mittelsächsische Philharmonie, Jazzorchester Tirol und andere mehr. Christian Wegscheider unterrichtet Jazzklavier am Mozarteum Salzburg.

© Darko Todorovic | Photography | adrok.net

Folkert Uhde

Folkert Uhde ist ein international tätiger Pionier neuen Konzertdesigns. Er ist künstlerischer Leiter der »Montforter Zwischentöne « in Vorarlberg, der Köthener Bachfesttage und Co-Gründer des Radialsystems Berlin.

ZEIT SPRUNG – Bildergalerie

© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion
© photo4passion

AHNEN
Dialog

03. April 2019, 19.00 Uhr
Auschnitt aus einem Dialog
© Iris Krug
03. April 2019, 19.00 Uhr

Der dramaturgische Dreiklang der Reihe INN SITU wird abgerundet mit einem begleitenden Dialogformat. Wir laden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Alltagskultur und Musik ein, auf die Ausstellung zu reagieren. Dabei experimentieren wir mit neuen Formaten des Austauschs:

Die drei Sprecher suchen sich jeweils ein Bild aus der Ausstellung aus und tauschen sich darüber mit ihren Gesprächspartnern aus. Ein freier Dialog mit Musik zwischen unterschiedlichen Sichtweisen, inspiriert von Orly Zailers Ausstellung AHNEN, rund um die Themen Identität, Erinnerung, Zugehörigkeit.

© Katerina Haller

Katerina Haller

Katerina Haller ist Szenografin und Kulturarbeiterin. Sie studierte Szenographie sowie Philosophie und Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Sie setzt sich in ihren Arbeiten und ihrer Lehre mit der vielschichtigen Wirkweise von Urbanität, mit sozialen und gesellschaftspolitischen Strukturen im Wechselspiel mit Gestaltung auseinander.

© Edith Hessenberger

Edith Hessenberger

ist promovierte Ethnologin und Geografin. Seit 2018 leitet sie die Ötztaler Museen, darüber hinaus ist sie als freischaffende Kulturwissenschaftlerin tätig. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Erzählforschung und Oral History, Geschichte der alpinen Berglandwirtschaft, Tourismus- und Alpinismusgeschichte sowie Migrationsforschung.

© Hanno Loewy

Hanno Loewy

studierte Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften. Er ist Ausstellungskurator und Publizist und seit 2004 Direktor des Jüdischen Museums Hohenems. Von 2011 bis 2017 war er Präsident der Association of European Jewish Museums. Zahlreiche Veröffentlichungen über Film und Fotografie, jüdische Geschichte und Gegenwart.

Musikalische Kommentare und Zusammenfassungen

Siggi Haider (Akkordeon, Gesang, Percussions) – Klangabenteurer

Der Tiroler Künstler gehört seit Jahrzehnten zu den gefragtesten Theater- und Hörspiel-Musikern im süddeutschen Sprachraum. Diverse solistische Tätigkeiten, u. a. mit Felix Mitterer oder Tobias Moretti und dem Orchester Modern Times bei der Ruhrtriennale.

© Iris Krug

Julia Haider (Saxophon und Gesang, Schauspielerin)

schreibt und spielt Bühnenmusik. Diverse Kooperationen mit ihrem Vater Siggi Haider, z. B. an der Seite von Felix Mitterer in Kafkas »Ein Bericht für eine Akademie«.

Über INN SITU